Was bedeutet "Verständlichkeit" im BFSG?

Das Prinzip der Verständlichkeit ist eine der vier Säulen der digitalen Barrierefreiheit (nach WCAG), wie in unserem Grundlagenartikel zum BFSG erläutert. Es bedeutet, dass Informationen und die Bedienung der Benutzeroberfläche für alle Nutzer klar, vorhersehbar und nachvollziehbar sein müssen. Ein entscheidender, aber oft unterschätzter Faktor hierfür ist die verwendete Sprache.

Warum ist einfache und klare Sprache so wichtig?

Komplizierte Schachtelsätze, übermäßiger Fachjargon und selten verwendete Fremdwörter errichten Barrieren. Sie schließen viele Menschen vom Verständnis Ihrer Inhalte aus. Von einfacher Sprache profitieren nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Lernschwierigkeiten, sondern eine viel breitere Zielgruppe:

• Menschen, die nicht in ihrer Muttersprache lesen: Sie können einfachen Sätzen viel leichter folgen.
• Personen, die unter Stress oder Zeitdruck stehen: Sie überfliegen Texte und erfassen nur die Kernbotschaften.
• Ältere Menschen: Die kognitive Verarbeitung kann im Alter mehr Anstrengung erfordern.
• Fachexperten anderer Gebiete: Ein Anwalt versteht nicht automatisch das Fachvokabular eines Ingenieurs.
• Jeder Nutzer: Niemand beschwert sich über einen Text, der schnell und einfach zu verstehen ist. Es spart Zeit und kognitive Energie.

Einfache Sprache sorgt dafür, dass Ihre Botschaft ankommt und verstanden wird. Sie baut Hürden ab, schafft Vertrauen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer die gewünschte Aktion ausführen.

Konkrete Tipps für verständlichere Texte

1. Kurze Sätze verwenden: Die Faustregel lautet: Ein Gedanke pro Satz. Versuchen Sie, Sätze mit mehr als 20 Wörtern zu vermeiden oder zu kürzen.
2. Aktive Sprache statt Passiv: Schreiben Sie "Wir informieren Sie" statt "Sie werden informiert". Aktive Sätze sind direkter, persönlicher und leichter verständlich.
3. Bekannte und konkrete Wörter wählen: Ersetzen Sie abstrakte Begriffe und Fremdwörter durch alltägliche Alternativen (z.B. "Webseite" statt "Internetpräsenz", "Anleitung" statt "Dokumentation"). Wenn Fachbegriffe nötig sind, erklären Sie sie kurz.
4. Positive Formulierungen: Sagen Sie, was zu tun ist, nicht was zu lassen ist. "Bitte füllen Sie das Feld aus" ist besser als "Das Feld darf nicht leer bleiben".
5. Struktur und Gliederung: Nutzen Sie aussagekräftige Überschriften, Absätze mit ausreichend Weißraum, Aufzählungen und Listen, um den Text visuell aufzulockern und das Scannen zu erleichtern.
6. Direkte Ansprache: Sprechen Sie Ihre Leser direkt an ("Sie erhalten...", "Wir bieten Ihnen..."). Das schafft eine persönliche Verbindung.

Unser kostenloses Analysetool kann Ihnen helfen, die Lesbarkeit Ihrer Texte mit dem Flesch-Reading-Ease-Score zu bewerten. In der Detailansicht können Sie zudem unsere KI-Funktion nutzen, um Vorschläge für eine Vereinfachung auf verschiedene Sprachniveaus (A1-C2) zu erhalten.